Nur für den Klick – nur für den Augenblick?
Stell dir vor:
Die Musik spielt leise im Hintergrund, das Hochzeitspaar steht vorne: Zwei leuchtende Augenpaare, voller Emotion. Der Moment ist da. Gleich küssen sie sich. Und genau in diesem Augenblick passiert es…
27 Smartphones schnellen nach oben.
Ein ganzer Wald aus Armen. Ein Blitzlichtgewitter wie bei den Oscars. Nur dass die Hauptdarsteller gar nicht mehr zu sehen sind zwischen Tante Helgas iPad und Onkel Rolands extra-langem Selfie-Stick.
Und ich steh da, beobachte das Ganze von der Seite und denke mir: „Herzlichen Glückwunsch. Jetzt haben wir zwar 127 Fotos vom Kuss, aber keiner hat ihn wirklich gesehen. Schade, dass nun auch ausgerechnet zwei Gäste der tollen Fotografin dafür in den Weg gesprungen sind.“
Wir leben in einer Welt, in der man fast reflexartig zur Kamera greift. Alles wird festgehalten. Manchmal, bevor es überhaupt passiert. Und hey, ich versteh das total: Hochzeiten sind emotional, wunderschön und voller besonderer Momente. Klar will man die einfangen.
Aber mal ehrlich:
Wenn jede: r glaubt, der oder die bessere Fotograf: in zu sein, leidet das, was wirklich zählt.
Der Moment selbst. Die Magie. Die Nähe.
Genau deshalb will ich mit dir heute mal hinter die Linse schauen. Zwar mit einem Augenzwinkern, aber auch mit einem Plädoyer fürs Loslassen. Für das Vertrauen in echte Profis. Und für Hochzeitsfotos, die nicht nur technisch scharf sind, sondern emotional.
Du bekommst gleich ein paar zauberschöne Ideen, wie deine Hochzeitsbilder anders werden können: kreativ, zauberhaft, wild, herzlich. Und vor allem mit der entscheidenden Prise Humor. Denn Glück kommt vom Glucksen.
Der Profi macht die Magie, wenn man ihn denn lässt
Ich sage es mal so:
Eine gute Hochzeitsfotografin ist nicht nur ein Mensch mit Kamera. Sondern eine Geschichtenerzählerin mit Zoom, Geduld, Blick für Zwischentöne. Oft haben diese Menschen einen halben Marathon in den Beinen bis die Feier rum ist.
Die rennen, schleichen, springen, klettern, hocken.
Sie wissen, wann Oma gleich zu Tränen gerührt guckt. Sie sehen, dass der Trauzeuge nervös am Ring fummelt. Und sie merken, wenn das Licht genau so fällt, dass selbst der Brautstrauß magisch fotogen wird.
Und dann… kommt Cousine Lisa.
Mit ihrem iPhone 14 Pro Max in pink. Sie springt kurz vor dem Kuss ins Bild. Zack, ruiniert. Kein Kussbild. Dafür Lisas Stirn in Nahaufnahme. Und der Profi? Schüttelt innerlich den Kopf, klickt trotzdem weiter, und hofft, dass da noch was zu retten ist.
Klingt lustig. Ist aber schade.
Denn was viele vergessen: Hochzeitsfotograf:innen sind nicht einfach Dienstleister. Sie sind stille Chronist:innen. Sie halten fest, was das Auge nicht fassen kann. Nicht nur das große Strahlen, sondern auch das Zittern in der Hand, die Träne, die verstohlen gewischt wird.
Kurz gesagt:
Sie sind da, damit du nicht alles sehen musst, und trotzdem alles für immer hast.
Selfies, wohin das Auge blickt, aber keiner sieht was
Okay, Butter bei die Fische: Ich liebe Handys.
Ich finde es fantastisch, wie kreativ Menschen geworden sind. Da entstehen tolle Bilder – schnell, spontan, mitten aus dem Geschehen. Aber…
…nicht während der Zeremonie.
Denn dann verwandeln sich die Gäste plötzlich in ein wildes Presseaufgebot. Da wird gefilmt, geknipst, gestreamt, gezoomt – als wären wir live bei „Hochzeit Royal – exklusiv bei RTL“.
Und was passiert dabei?
Statt Opa, der gerührt den Blick aufs Enkelkind richtet, sehe ich nur Opa mit Handy vorm Gesicht. Statt die Trauung mitzuerleben, schauen alle auf kleine Displays und das Hochzeitspaar auf eine stattliche Übersicht der aktuellen Handymodelle.
Ich erinnere mich an eine Hochzeit, bei der sich die Braut so sehr auf den Einzug freute. Auf diesen besonderen Blick ihrer Mutter. Du weißt schon: Stolz, Rührung, ein bisschen Taschentuch und ganz viel „Du bist wunderschön“.
Aber was war?
Die Mama stand da … und filmte. Mit zitternder Hand und starrem Blick aufs Display.
Kein Drama, kein Weltuntergang, aber ein kleiner, kostbarer Moment, der verpufft ist. Und genau solche Momente verdienen was Besseres. Mehr Präsenz. Mehr Echtheit.
Mein Profi-Tipp: Der Paparazzi-Moment: 30 Sekunden Wahnsinn, dann Handy-freie Zone
Damit sowas nicht mehr passiert, und alle trotzdem ihr persönliches Erinnerungsfoto bekommen, habe ich ein kleines Ritual erfunden. Das ist mittlerweile fester Bestandteil vieler meiner Zeremonien.
Ich nenne ihn: Den Paparazzi-Moment.
Und der geht so…
Noch bevor die eigentliche Zeremonie beginnt, kündige ich das Ganze mit einem breiten Grinsen an:
„Liebe Gäste, es ist soweit. Ihr seid nun alle für 30 Sekunden offiziell Paparazzi!“
Alle dürfen das Paar fotografieren, filmen, knipsen, posieren lassen. Völlig hemmungslos.
Das Hochzeitspaar stellt sich bereit, macht Faxen, küsst sich, wirft Konfetti, wackelt mit den Ohren – ganz wie es will.
Und währenddessen?
Läuft im Hintergrund die legendäre Jeopardy-Melodie. Der Timer läuft. Es herrscht kontrolliertes Chaos. Es wird gelacht, geblitzt, gewunken. Und natürlich heize ich das Treiben auch gerne noch etwas an.
Und das Beste?
Der/die Fotografin fotografiert in genau diesem Moment… nicht das Paar. Sondern die Gäste!
Diese 30 Sekunden liefern oft die witzigsten, ehrlichsten, herzigsten Bilder des Tages: Gäste mit aufgerissenen Augen, übermotivierte Trauzeugen, alle in Action, ein bisschen Wahnsinn und vor allem ganz viel Spaß.
Sobald die Musik verstummt, kommt mein Satz:
„Vielen Dank! Und jetzt stecken wir bitte alle die Handys in die Tasche.“
Und plötzlich: Stille. Präsenz. Aufmerksamkeit.
Der Moment gehört ab jetzt dem Paar. Pur, Echt.
Es ist, als hätte jemand auf „Pause“ gedrückt.
Nicht bei der Technik, sondern beim Tempo.
Und ich sage dir: Die Stimmung, die danach entsteht, ist magisch.
Dieser kleine, verspielte Einstieg nimmt Druck raus, bringt alle zum Lachen und sorgt gleichzeitig dafür, dass der wichtige Teil der Zeremonie ohne blinkende Displays und leuchtende Bildschirme ablaufen kann.
Ein Kompromiss, der funktioniert.
Was Paare (und Gäste!) gewinnen
Eine Zeremonie ohne Handys bringt plötzlich eine ganz andere Energie:
- Die Gäste lauschen – statt zu tippen.
- Die Gesichter zeigen Emotion – nicht nur Handymodelle.
- Das Paar fühlt sich gesehen – nicht gefilmt.
Ich erlebe es immer wieder: Sobald klar ist, dass niemand fotografieren muss, weil es jemanden gibt, der das übernimmt, atmen alle auf.
Der Moment darf sein. Ohne Ablenkung. Ohne „Warte kurz, ich brauch noch eins“.
Und glaub mir: Die Magie, die dann entsteht, ist nicht nur für die Kamera – sie ist fürs Herz.

So kommuniziert man das charmant, ohne erhobenen Zeigefinger
Unplugged Zeremonien funktionieren am besten, wenn sie mit einem Augenzwinkern angekündigt werden.
Denn niemand will belehrt werden, aber alle lassen sich gern liebevoll einfangen.
Hier ein paar Möglichkeiten:
Schild am Eingang (stylisch & sichtbar):
„Heute heiraten wir unplugged – schickt bitte eure Handys in den Flugmodus!“
Ansage durch mich (locker & charmant):
„Liebe Gäste, heute dürft ihr entspannen. Unser Traumpaar wünscht sich viele Fotos von euren wundervollen Gesichtern. Da würden eure Handys nur im Bild stören. Macht das Handy bitte aus, oder schickt es in den Flugmodus. Wenn ihr gleich alle das Handy zücken würdet, haben die beiden zwar eine gute Marktübersicht der aktuellen Handymodelle, aber mehr sehen sie von euch nicht. Die Beiden haben eine/n Profi beauftragt. Wir werden heute hier alle von der Schokoladenseite abgelichtet. Ich darf euch kurz vorstellen: XY (Fotograf/in)!
Natürlich teilen unser Hochzeitspaar später die Bilder mit euch. Also habt bitte Vertrauen. Es wird alles bestens dokumentiert.“
Hinweis in der Einladung:
„Wir wünschen uns eine Zeremonie, in der eure Augen strahlen, nicht eure Displays. Bitte lasst eure Handys während der Trauung in der Tasche – unser Fotograf fängt alles für euch ein und wir werden die Bilder später mit euch teilen.“
Unplugged ist kein Verbot, es ist eine Einladung
Eine Einladung zu genießen und zu entspannen. Hinzusehen und vor allem zu fühlen.
Denn ehrlich? Es sind oft genau diese Momente, die uns Jahre später Gänsehaut machen. Nicht das Foto davon, sondern die Erinnerung, wie es sich angefühlt hat.
Mein Profi-Tipp: Das Schlangenstehverbot – für mehr echte Begegnungen (und schönere Fotos!)
Nach der Zeremonie folgt ja oft das klassische Gratulationsballett:
Alle stellen sich brav in eine lange Schlange, die sich langsam vor dem Hochzeitspaar auflöst.
Inklusive Schulterklopfen, Blumenübergabe und Small Talk im Stau.
Aber: So schön gemeint das ist, fotogen ist es eher nicht.
Denn auf den Bildern sehen wir dann leider meist eine einzige Perspektive: den Rücken der Gäste. Und manchmal sogar den schwitzenden Nacken von Onkel Klaus.
Darum bin ich ein großer Fan vom offiziellen Schlangenstehverbot. Jawoll!
(Natürlich moderiere ich sowas vor der Zeremonie entsprechend charmant an.)
Stattdessen:
Die Gäste ziehen nach der Zeremonie zuerst aus. Sollte kein Spalier geplant sein, geht es direkt zum Sektempfang. Während das Hochzeitspaar für einen kleinen, intimen Moment nur für sich bleibt.
Durchatmen. Ankommen. Strahlen.
Und dann beginnt die Magie:
Gemeinsam mit der Fotografin oder dem Fotografen wandelt das Paar von Gruppe zu Gruppe.
Hier ein herzliches Wiedersehen, da ein Lachen mit der Clique. Alles ist ganz natürlich, ganz entspannt. Und das Beste: Die Fotos, die dabei entstehen, sind echte Momentaufnahmen. Kein Gequetsche, kein Warten, kein „Und wer ist jetzt dran?“
Statt starrer Reihe: lebendige Bilder voller Emotion.
Jeder Gast wird gesehen, jeder Moment eingefangen – und zwar in Profi-Qualität.
Und das Paar? Ist mittendrin statt nur am Anfang der Schlange.
Alle Bilder, ein Ort: Wenn Technik plötzlich die gute Fee ist
Okay, wir haben jetzt über das Weglegen von Handys gesprochen, aber ehrlich:
Natürlich dürfen später Fotos gemacht werden!
Und ja, ich weiß, dass bei jeder Hochzeit ein paar richtige Schnappschüsse von den Gästen entstehen.
Diese spontanen Aufnahmen, wenn Tante Sabine den Sektkorken versehentlich in den Baum schießt, oder Oma Renate die das Tanzbein schwingt.
Diese Momente sind Gold wert – nur landen sie oft… im digitalen Nirvana.
WhatsApp-Gruppen mit 327 Bildern (und 86 doppelten).
Unübersichtliche AirDrop-Anfragen.
Oder: „Ich hab das nur auf meinem alten Handy, das ist mir letztens ins Klo gefallen…“
Deshalb mein Profi-Tipp: Nutzt eine Foto-App oder einen Online-Ordner.
Es gibt mittlerweile smarte Tools, mit denen alle Gäste ihre Bilder hochladen können. Alle an einem Ort, übersichtlich und sicher.
Hier ein paar Möglichkeiten:
- Wedbox – hübsch, intuitiv, datenschutzkonform
- Celebrate – schnell, einfach, ohne Regestrierung
- Eversnap – ideal für Gäste weltweit
- Google Fotos-Album – simpel, effektiv, sofort geteilt
- Pixieset oder Dropbox – super für die Profibilder
Du kannst den Link (QR-Code) zur App schon in die Einladung packen oder als kleinen Aufsteller beim Sektempfang hinstellen:
„Dein Lieblingsbild vom Tag? Bitte hier hochladen – damit auch wir es sehen!“
So bleibt kein Schatz auf dem Handy vergraben.
Und das Paar bekommt nicht nur die Profi-Perspektive, sondern auch diese wunderbar verrückte Sichtweise der Gäste: leicht verwackelt, aber voller Leben.
Einmal rundum Hochzeit – aus allen Augen gesehen.
Fotokiste ahoi! Wenn Gäste sich selbst inszenieren dürfen
Sie steht meistens in irgendeiner Ecke, aber wehe, sie wird entdeckt – dann ist sie der Renner des Abends:
Die Fotobox. Die gute, alte Fotokiste. Der kleine Ort, an dem große Albernheit entsteht.
Was zunächst aussieht wie ein überdimensionaler Drucker mit Vorhang, verwandelt sich spätestens nach dem dritten Sekt in eine bühnenreife Selbstinszenierungsstation.
Plötzlich tragen Menschen Hüte, die im Leben nie Hüte getragen haben.
Pappbrillen, Schilder mit „Team Bräutigam“ oder Flamingo-Ohren. Alles geht, alles ist erlaubt.
Und genau das ist das Schöne:
Hier darf gespielt werden.
Hier gibt’s keine Etikette, kein „Wie seh ich aus?“, kein „Ist das mein gutes Profil?“
Nur Spaß, Quatsch, Kichern und ganz viel „Wir sind dabei!“
Die Fotobox ist mehr als ein Gimmick, sie ist ein Raum für Erinnerungen.
Ein Ort, an dem Paare, Freundeskreise, Familienbande und Zufallsbekanntschaften für einen kurzen Moment zusammenrücken.
Und weil der Auslöser automatisch klickt, hat der Fotograf hier mal Pause. Dafür entstehen Bilder, die oft herrlich ungestellt, aber absolut echt sind.
Profi-Tipp: Das macht die Fotokiste unvergesslich
- Requisiten mit Persönlichkeit: Setz auf Dinge, die zum Paar passen. Vielleicht ein Mini-Campingstuhl, wenn die beiden Reiselustige sind? Oder Karnevalsmasken für Köln-Liebe?
- Guter Hintergrund, gute Laune: Kein zerknitterter Vorhang, sondern etwas mit Stil – Blumenwand, Vintage-Tapete, Glitzervorhang.
- Gästebuch-to-go: Stelle Papier und Stifte bereit, damit Gäste die Bilder einkleben und was dazuschreiben können. Herrlich chaotisch – aber zauberhaft!
Während die „großen“ Bilder vom Profi edel, emotional und kunstvoll sind, ist die Fotokiste der verspielte kleine Cousin.
Nicht perfekt, aber charmant ohne Ende.
Und sie hat noch einen entscheidenden Vorteil:
Gäste fotografieren sich hier selbst, und stehen dem Profi dabei nicht mehr im Weg.
Win-win!
Und was bleibt am Ende?
Klar, die Fotos.
Aber auch die Geschichten dahinter:
Der Ring, der fast runtergefallen wäre. Die Träne, die keiner geplant hatte. Die eine Tante, die nicht nicht tanzen kann.
Und genau diese Momente liebe ich.
Nicht perfekt inszeniert – sondern echt.
Mit all dem Chaos, Charme und kleinen Zauber, der zwischen den Programmpunkten passiert.
Ich bin nicht die, die vorne am Mikrofon steif vom Blatt abliest.
Ich bin die, die euch den Raum schafft für genau diese echten Augenblicke.
Mit Worten, die hängen bleiben.
Mit Ritualen, die wirken.
Und mit einem Paparazzi-Countdown, den eure Gäste nie vergessen werden.
Wenn du eine Trauung willst bei der gelacht, geweint und wild applaudiert wird –
dann sag doch Hallo.
Ich freu mich drauf, eure Geschichte zu erzählen.